IEMA auf NAXOS VII

Auch im siebten Jahr folgen die Naxos Hallenkonzerte der Tradition, dass das Ensemble der Internationalen Ensemble Modern Akademie ein Programm mit zeitgenössischen Werken präsentiert und in den Kontext zur industriehistorischen Vergangenheit der Naxoshalle stellt.

BESETZUNG
IEMA-Ensemble 2024/25 | Yannick Mayaud - Leitung

PROGRAMM
tba

IEMA-Ensemble 2024/25 © Wonge Bergmann

Sonic Meditations

Klang und Raum neu gedacht: In einer einzigartigen Verbindung von verstärkter Stimme und Modular-Synthesizer re-interpretieren Maren Schwier und Raphaël Languillat Hildegard von Bingens Gesänge zur „Grünkraft“. Hiervon ausgehend schlägt das Trio Radial einen Bogen bis zu Pauline Oliveros’ Sonic Meditations. Mit Live-Elektronik, einem Acousmonium und einer neuen Komposition des Frankfurter Komponisten Tobias Hagedorn entsteht zwischen heute und dem 12. Jahrhundert ein immersives Klanggewebe.

BESETZUNG

Trio Radial
Shelly Ezra - Klarinette | Ya Chu Yang - Horn | Esther Saladin - Violoncello

Duo Ikona
Maren Schwier - Stimme | Raphaël Languillat - Modular-Synthesizer

Tobias Hagedorn - Spatialisierung (Acousmonium)

PROGRAMM

TRIO RADIAL
Hildegard von Bingen / Arr.: Trio Radial (12. Jhd. | 2025)
Auszüge aus dem Ordo Virtutum

Pauline Oliveros
Sonic Meditation – Variations on Listening (1988)

Tobias Hagedorn
Neues Werk für Kl, Hn, Vc, Elektronik (2025, UA)

Raphaël Languillat
HD 181068 (trinity) für Kl, Hn, Vc, Elektronik (2022)

DUO IKONA
Hildegard von Bingen / Raphaël Languillat (12. Jhd. | 2025)
O virga mediatrix
Hodie aperuit
O frondes virga
O quam preciosa
O rubor sanguinis
O viridissima virga

Machautopia | 7 Jahre Naxos Hallenkonzerte

I) Guillaume de Machauts mystische Motetten aus dem 14 Jahrhundert, die Uraufführung eines neuen Vokalsextetts von Anna Korsun und experimentelle Kompositionen von Sebastian Claren stehen im Programm, das die dynamischen Begriffe von Geschlecht und Begehren durch die Linse Michel Foucaults Philosophie betrachtet und davon handelt, wie auch die Musik seit jeher mit Körperlichkeit und Verlangen verbunden ist.

II) Machauts Verständnis von einer bedrohlichen Natur und Wildnis stellen die Overhead-Lichtkünstlerin Katrin Bethge und der Bassist und Producer John Eckhardt eine audiovisuelle Performance organischer wie anorganischer Kräfte gegenüber, die die Lebendigkeit spielerisch vermehrt – Liebe in Zeiten des Verlustes der Biodiversität.

BESETZUNG
KlangForum Heidelberg
Clémence Boullu - Sopran | Julie C. Eggli - Mezzosopran | Mercè Bruguera - Alt | Johannes Mayer - Tenor | Ferdinand Junghänel - Tenor | Florian Drexel - Bass | J. Marc Reichow - Klavier

Ekkehard Windrich - Leitung, Moderation

Katrin Bethge - Overhead Lichtprojektionen
John Eckhardt - Elektronik

PROGRAMM
Guillaume de Machaut (1300-1377)
Motette 2 – Tous corps / De souspirant cuer / Suspiro
Motette 7 – J'ai tant mon / Lasse! Je sui / Ego moriar pro
Motette 9 – Fons totius / O livoris feritas / Fera pessima
Motette 14 – Maugré mon cuer / De ma dolour / Quia amore langueo

Anna Korsun
NEUES WERK für 6 Stimmen (2025 - UA im Rahmen der Naxos Hallenkonzerte)

Sebastian Claren
SEX für Klavier solo (1995-96 - 25’)

Katrin Bethge & John Eckhardt - LEOPARDS & LIONS (ca. 30’)

Schola Heidelberg © Thilo Ross

Angels For The Living

Ein Liederabend zur Gegenwart: Der vor dem Krieg in Syrien geflohene Schauspieler Morad Badrah erzählt seine Lebensgeschichte in kurzen Szenen. Dazwischen interpretiert die ukrainische Star-Mezzosopranistin und Amnesty-Botschafterin Christina Daletska Lieder von ukrainischen und europäischen Komponist:innen. Viele der zeitgenössischen Werke wurden für sie komponiert und ihr gewidmet. Die Liedertexte fügen sich zu den Geschichten des Schauspielers und unterstreichen die Themen Krieg und Frieden, Leben und Tod, Hochzeit und Abschied.

Die sämtlichen Einnahmen aus diesem Naxos Hallenkonzert fließen an humanitäre Hilfszwecke für die Ukraine 🇺🇦

BESETZUNG
Christina Daletska - Stimme, Violine
Morad Badrah - Schauspiel, Texte
Kirill Zvegintsov - Klavier

PROGRAMM
Myroslaw Skoryk (1938-2020) - Drei ukranische Hochzeitslieder (1974)
Hugo Wolf (1860-1903) - Elfenlied (1988) | Ich hab in Penna (1896) | Gesang Weylas (1888) | Gebet (1888) | Mignon (1891)
Charlotte Bray (1982) - The earth cried out to the sky (2022)
Zoltan Almashi (1975) - Mit grünen Ansichten eines Fuchses (2004)
Michael Pelzel (1978) - Die schläfrigen Städte (2021)
Janna, janna, janna - Protestlied der syrischen Revolution, nach einem irakischen Volkslied

Car

Drumroll please! Hier dreht sich alles um die Beziehungen zwischen Schlagzeug und Leinwand: Inspiriert von der historischen Stummfilm-Tradition entwickelt Regisseur Tim Seger und sein Team drei spielerisch-experimentelle Filmformate, in denen der Screen durch Rhythmus und Performance analog erweitert wird. Während uns DRUMBOAT auf einem fliegenden Schlagzeugschiff in ferne Welten schickt, werden in CAR die Geräusche eines Autos zur eigenen Erzählung geformt. Mit RUNNING entsteht für die Naxos Hallenkonzerte eine neue Arbeit, die sich auf die Füße fokussiert und Performer:innen wie Publikum in Bewegung versetzt.

BESETZUNG
Tim Seger - Film & Percussion
Yu-Ling Chiu, Max Mahlert, Judith Altmeyer, Fanyu Pu, Nadja Barthel - Percussion
Aslı Özdemir - Live Kamera

PROGRAMM
DRUMBOAT (2022 - 15’)
CAR (2024 - 30’)
RUNNING (2025 - 20' - Uraufführung)

© John Londono

Carne / Valley

„Wir sind auf dieser Reise, weil wir das Reisen hassen.“

Ein Schiff, das sich nicht fortbewegt. Eine Kreuzfahrt ohne Ziel, ohne Land in Sicht. Statt eines Hafens: ein Resonanzraum, der sich nach innen stülpt. Ein Körper, der sich selbst verschlingt.

„Hakunamalaria statt Hakunamatata.“

Die Stimmen der Fahrgäste und der Crew tauchen hörspielartig auf, bruchstückhafte Dokumente einer Reise ohne Richtung. Sie durchziehen die Live-Musik eines Alleinunterhalters – ein Relikt, ein Artefakt, das als einziges auf der Bühne bleibt und doch alles ist: Kapitän, Fahrzeug, Reiseziel. Er spielt an den Synthesizern, singt in mikrotonalen Auto-Tune-Chören, seine Stimme moduliert durch künstliche Larynx-Generatoren – ein verzerrtes Echo zwischen Unterhaltung und Untergang.

„Ich bin hier, weil ich gegessen werden will.“

Ein Mikrofon, durch die Nase eingeführt, dringt bis in den Magen vor. Hier endet die Reise. Der Innenraum des Körpers wird zur Bühne, zur Ur-Oper, in der das Hören beginnt.

Zweiter Teil, der Innenraum wird zum Außen: Die Luft verdickt sich. Dumpf dröhnend, eine pränatale Gabberparty auf einem fremden Planeten. Fleischwerdung in Lichtblitzen.

Karneval.

BESETZUNG
Nico Sauer - Komposition, Performance, Konzept
Edith Buttingsrud Pedersen, Roberta Ricci, Judith Nagel - Tanz
Nils Wildegans - Licht- und Audiotechnik

Nico Sauer © Marikel Lahana

Love Songs

Liebeshungrig: Love grows in a mango tree verspricht das gleichnamige Werk von Jonah Haven. Raphaël Languillat flirtet in seinen neuen Love songs mit French-House-Music und vereint Ambient-Remixes aus Daft Punks Discovery-Album mit Fragmenten aus Shakespeares erotischem Gedicht Venus und Adonis zur Neonwave-Erzählung über Liebe, Begehren und Tod. Kontrastierend dazu herrscht in der Noise-Music von Hannes Seidel und Tamon Yashima ein intensiveres Klima, das nicht nur die Ohren, aber auch den ganzen Körper in Schwingung versetzt.

Im Anschluss an das Naxos Hallenkonzert im Foyer:
Gin Tonics & Get Together mit Raphaël Languillat, Tamon Yashima und dem Ensemble S201.


PROGRAMM
Tamon Yashima - I broke my hands (2024)
Jonah Haven - love grows in a mango tree (2016)
Raphaël Languillat - love songs (after Daft Punk) (2024 - UA)
Lucia Kilger - Jouverlis (2023)
Hannes Seidl - Mixtape (2013)

BESETZUNG
Ensemble S201: Dimitry Stavrianidi - Flöte | Tamon Yashima - Oboe | Heni Hyunjung Kim - Klarinette | Filip Erakovic - Akkordeon | Robert Alan Wheatley - Cello

© Rebecca ter Braak

Metallurgien

KlangLab und Peter Ablinger untersuchen Momente des Verschwindens: In Metallurgien werden instrumentale Klänge auf Metallplatten projiziert und stetig verdichtet, bis sie sich in Rauschen auflösen. Nach und nach erscheinen wechselnde Konstellationen – Autoprojektionen, ein Blechplaudern, ein Kyrie nach Machaut, ein harmonisches Flüstern. Flackernde Bewegungen einer Feuerperformance weben in die kalte Industriehalle ein Gegenspiel aus Licht.

Das Tragen warmer Kleidung wird empfohlen.
Heißer Apfelwein & Tee stehen bereit.

PROGRAMM
Peter Ablinger: Metallurgien (1995/2022) für Metallplatten, Instrumente, Stimmen und Elektronik

BESETZUNG
KlangLab Ensemble — Adrián Albaladejo - Posaune | Bertrand Gourdy, Dino Georgeton, Zacarias Maia - Elektronik | Noa Mick - Saxophon | Chris Moy - e-Gitarre | Peter Ablinger - Komponist
Feuerperformance - Meret Bader

© Nora Sobbe

Façade

Façade – an Entertainment vereint die schillernde Begleitmusik William Waltons mit den surrealistisch-lautmalerischen Gedichten der englischen Poetin Edith Sitwell, vorgetragen von dem renommierten schottischen Stimmkünstler und Schauspieler Graham F. Valentine. Mit ihrem Freiheitsstreben kämpfte sie gegen die viktorianische Doppelmoral und provozierte in den 1920er Jahren so manchen Skandal. Heute bedroht das Erstarken rückschrittlicher Kräfte wiederholt unsere demokratischen Werte. Für frischen Mut sorgen im Programm des Ensemble Phoenix Basel zwei neue, explosive Ensemblewerke der Komponistinnen Asia Ahmetjanova und Charlotte Torres.

Gefördert aus Mitteln der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia 🇨🇭

PROGRAMM
William Walton: „Façade – an Entertainment“ (1922)
für Sprecher und Ensemble, nach Gedichten von Dame Edith Sitwell
Asia Ahmetjanova: „Fledermäuse und Ikonen“ (2024, Deutsche Erstaufführung)
Charlotte Torres: „Ton tonton tond ton thon et d’autres tons“ (2024, Deutsche Erstaufführung)

BESETZUNG
Graham F. Valentine - Sprecher
Ensemble Phoenix Basel
Jürg Henneberger - Musikalische Leitung
Christoph Bösch - Flöte | Toshiko Sakakibara- Klarinette | Raphael Camenisch - Saxophon | Johann Tuttle - Trompete | Antonio Jiménez-Marín - Posaune | Daniel Stalder - Schlagzeug | Kirill Zvegintsov - Klavier | Friedemann Treiber - Violine | Martin Jaggi - Violoncello | Aleksander Gabryś - Kontrabass

© Felix Groteloh

© Tanja Dorendorf

Red Run

Aus einer Vielfalt an verspielten Klanggesten, lautmalerischen Überraschungen und Einflüssen des avant-garde Rock gestaltet das IEMA-Ensemble 2023/24 mit mehreren Ensemblewerken ein fließendes Pasticcio, das die Diversität der Gesellschaft widerspiegelt und im Puls von Heiner Goebbels' „Red Run“ mündet. Statt Antworten vorzugeben, stachelt das Programm die Fantasie an, eigene Geschichten herauszuhören.

PROGRAMM
Fred Frith: Which It Is (2021)
Timothy McCormack: Disfix (2008/09)
Ricardo Eizirik: Junkyard Piece III (2020)
Katherine Balch: musica spolia (2021)
Heiner Goebbels: Red Run (1988)

IEMA-Ensemble 2023/24 — ©Wonge Bergmann